JOHANN SCHAAL (HENNES) UND SUSANNA PETERS IN NIEDERHERSDORF
Johann Schaal war der älteste Sohn auf dem Schaalenhof, er wurde am 15. Februar 1845 noch im Huppenhaus geboren. Im Alter von zwei Jahren zog er 1847 mit auf den neu erbauten Hof. Um circa 1875 übernahm er das Ruder und wurde der neue Chef auf dem Hof. Wie alle nachfolgenden Schaalenhof-Chefs, führten sie zunächst für alle im Dorf sichtbare, bauliche Veränderungen durch, um der neuen Ära ihren Stempel aufzusetzen. Hennes erhöhte das Haus um einen Stock und baute einen Gewölbekeller, der bis vor einigen Jahren noch seine Dienste als natürlicher Kühlschrank und Weinkeller leistet. Aus Onkel Schorschs Erzählungen wissen wir, dass er ein für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlicher Bauer war. Zum Beispiel „ließ er als erster Bauer in Niederhersdorf die Rinder in einer Box im Stall frei laufen“. Es sollte daraufhin mehr als 100 Jahre bzw. 3 Generationen dauern, bis Berni dieses moderne Stallkonzept, heutzutage auch bekannt als Boxenlaufstall, für alle Kühe einführen sollte. Johann heiratete am 6. Februar 1878 Susanna Peters aus Wetteldorf. Sie waren sehr fruchtbar und hatten 9 Kinder, zu denen wir später noch mehr erfahren werden.
“Der herbe, verschlossene Blick der Niederhersdorfer”
„Die herbe Schönheit der unverwechselbaren, eigenwilligen Eifellandschaft hat den Charakter ihrer Bewohner so stark geprägt, dass sie sich merklich von benachbarten Stämmen unterscheiden. Das Klima und die Bodenbeschaffenheit haben der Bevölkerung in den meisten Teilbereichen von jeher ein hohes Maß an harter Arbeit abverlangt. Kein Wunder also, dass diese Menschen auf den ersten Blick, herb und verschlossen wirkten.“ [6] So charakterisiert Willy Leson unsere Vorfahren in seinem schönen Buch über die Traditionen der Eifel. Wie wir auf dem Bild erkennen können, ist seine Charakterisierung auch für Hennes und Susanna sehr treffend.
Hennes war ein sehr kräftiger, gut gebauter und robuster Kerl. Neben der Landwirtschaft verdiente er sich mit seinen Söhnen sein Geld im Wald mit „Houdern“, zu hochdeutsch Holzrücken. Der Begriff „Houdern“ drückt im Plattdeutsch noch etwas besser den herben Charakter dieser damals sehr schweren, kräftezehrenden Arbeit aus. Es wird erzählt, dass Hennes aus lauter Not wilde Ackergäule kaufte und sie bei der schweren Waldarbeit abgerichtet habe, was nicht immer ohne Gefahr für Leib und Leben abging. Wenn es gelang, konnte er sie anschließend gewinnbringend auf dem Pferdemarkt in Prüm verkaufen.
Unser Ur-Großvater ist auch bekannt als ein warmherziger und guter Mensch. Mein Vater Schorsch erzählte, er habe seinen Kindern oft etwas mitgebracht. Und sei es nur das „Hasenbrot“, das er bei der Waldarbeit nicht gegessen hatte.
Eines der ältesten Dokumente in der Chronik ist das „Entlassungs-Zeugnis“ von Susanna Peters auf dem Jahre 1866, unserer Ur-Großmutter. Sie war eine gute Schülerin und konnte wohl sehr gut rechnen!
JOHANN SCHAAL IN WALLERSHEIM
Der 2. Johann Schaal wurde am 29.1.1948 geboren. Er war der zweite Sohn und das erste geborene Kind auf dem Schaalenhof. Da die Erbfolge klar geregelt war, suchte er sein Glück im Nachbardorf und heiratete 1883 Eva Katharina Hoffmann aus Wallersheim. Die Schaal-Verwandten in Wallersheim, wie z.B. Karin Schaal oder sein Bruder Prof. Dr. Frank Schaal aus meiner Generation, stammen von dieser Linie ab.
GERHARD SCHAAL IN MINNESOTA
Gerhard Schaal ist ein weiterer berühmter Vorfahre, der eine große Verwandtschaftlinie in den USA begründete. Am 18.03.1850 wurde er als 3. Sohn von Matthias und Anna Maria Lenertz auf dem Schaalenhof geboren. Er heiratete am 09.04.1987 Helene Haas aus Seiwerath.
In der zweiten Jahrhunderthälfte wurde die Not vieler Familien in der Eifel größer, so dass sie keinen anderen Ausweg mehr sahen als sich neue Arbeitsmöglichkeiten und damit eine neue Heimat zu suchen. Gründe waren: Missernten, schlechte Existenzaussichten für die Kinder, das raue Klima, Absatzschwierigkeiten für ländliche Produkte und die Höhe der Steuern und Gemeindeabgaben. Laut dem Eifelbuch von Heinz Renn [4] haben von 1840 bis 1871 etwa 60.000 Menschen die Eifel verlassen, darunter 70-80 Prozent Bauern, Tagelöhner, Knechte und Mägde und 20-30 Prozent Handwerker. Rund 40.000 Eifeler sind in den drei erwähnten Jahrzehnten in die Überseegebiete – vornehmlich Amerika – ausgewandert. 1883 schreibt die Trierer Landeszeitung, dass die Auswanderungslust noch immer im Wachsen begriffen ist. Man mag in ein Dorf in der Eifel kommen, überall hört man: „Von hier gehen wieder so viele nach Amerika!“
Einer von ihnen war Gerhard, er entschied sich Ende der 80er Jahre Niederhersdorf mit seiner gerade getrauten Helene Haas aus Seiwerath zu verlassen und nach Minnesota in die USA auszuwandern. Gerhard musste damals für sich und Helene Abstammungsurkunden bei der Einreise anfertigen lassen, aus heutiger Sicht ein bedeutendes amtliches Dokument über unsere Vorfahren. Leider hatten die amerikanischen Behörden eine etwas laxe Haltung bezüglich einer konsistenten Schreibweise unserer Nachnamen.
Die Nachfahren von Gerhard und Helene Schaal in Amerika sind uns relativ gut bekannt. Sie hatten 4 Kinder, unsere berühmte Tante Mary, John Jacob (wieder ein Johann) Peter Schaal und die Nachzüglerin Anna Schaal, die als Säugling verstarb.
Tante Mary geboren am 6. März 1888, die älteste Tochter von Gerhard, blieb Junggesellin und wurde mehr 100 Jahre alt. Sie war die älteste mir bekannte Schaal.
In den 40er Jahren war sie Haushälterin meines Großonkels Nikla in Isleta. Noch im hohen Alter reiste sie mehrfach nach Deutschland. Zusammen mit Ihren Neffen, Jerry, Ralley, Marshall und meiner Tante Margret feierte sie ihren 100. Geburtstag. Drei Monate später verstarb sie.
John Jacob Schaal hatte eine Tochter namens Margret. Sie stammt aus der ersten Ehe mit Justina Worthesen. Auf dem Foto, das Anfang der 20er Jahre entstand, wird die Tochter „Margaretchen“ genannt. Neben Margaretchen sehen wir rechts Mary und links Helene, die Frau von Gerhard.
Von John stammen aus zweiter Ehe mit Anna M. Marshall (geb. am 27.5.1891) die 3 Jungs Gerald (Jerry), Marshall und Roland (Rally), allesamt kleine Cousins zu meinem Vater. Jerry und Karen hatten 7 Kinder. Marshall hatte 6 Kinder. Von seinem Jüngsten, Matthew Schaal, stammt der berühmte Vergleich des Schaalenhofs mit Schloss Neuschwanstein. Er besuchte im Jahr 2000 seinen kleinen Cousin und Namens-Vetter Matthias Schaal in Trier.
Jerry und Marshall hatten zeitlebens enge Kontakte zu meiner Patentante Margret in Albuquerque. Jerry war sogar behilflich nach dem Tod von Margret 2004, das Haus in Albuquerque aufzulösen und zu verkaufen.
Zu Jerry’s Tochter Kathy pflege ich seit Jahren über E-Mail und Video intensiven Kontakt und betreibe Austausch von Daten und Bildern zu unserer Vorfahren. Kathy ist auch eine begeisterte Ahnenforscherin.
KLARA EPPEN IN OBERLASCHEID
Klara war die erste Tochter auf dem Schaalenhof, geboren am 27.1.1857. Sie heiratete einen Anton Eppen und begründete unsere Verwandtschaft in Oberlascheid bei Bleialf, die noch bis in meine Väter- Generation mit regelmäßigen gegenseitigen Kirmesbesuchen gepflegt wurde. Im Herbst besuchten uns die Lascheider Verwandten regelmäßig, um von der reichhaltigen Birnenernte in Hersdorf zu profitieren. Aus unserer Kindheit erinnern wir uns sehr gut an eine Nichte von Klara Schaal, Tante Erika aus Lascheid, die oft über Wochen als Näherin nach Hersdorf kam und für die „Abendgarderobe“ der Tanten gesorgt hat.
SUSANNA SCHAAL in SCHUTZ
Susanna, die jüngste Tochter wurde am 10. November 1858 geboren und heiratete am 11. Januar 1888 Anton Dax aus Schutz, in der Nähe von Meisburg. Wie aus dem Totenzettel zu entnehmen ist, hatte sie ein sehr schicksalhaftes Leben. Sie hatte 9 Kinder, von denen bereits 7 früh starben. Ihre beiden weiteren Söhne verloren sie innerhalb von 2 Monaten im 1. Weltkrieg.