Geschichte des Schaalenhofs

Der Schaalenhof ist das Stammhaus und Zentrum unserer Familie in Niederhersdorf. Es ist ein Ort, mit dem alle Familienmitglieder besondere Erinnerungen und Geschichten verbinden. Die Geschichten sind meist geprägt durch die vielen persönlichen Begegnungen, die besondere Geselligkeit, die traditionellen Feste, die besonderen Familienfeiern und nicht zuletzt aus Kindersicht meist verbunden mit dem Erlebnis eines Abenteuerspielplatzes.

Der Schaalenhof ist geprägt vom landwirtschaftlichen Unternehmergeist der Schaal-Familie. Jede Generation, jeder neue Chef, angefangen beim Gründer Matthias bis hin zu Berni Schaal, hat den Hof immer weiter ausgebaut, den Betrieb Jahr für Jahr modernisiert und das Aussehen von Stall, Scheunen und Wohnhaus immer wieder verändert.

Die folgenden Seiten zeigen den Schaalenhof im Wandel der Zeit und geben einen Blick über die Stationen der Baugeschichte.

„Zuhause ist, wo die Liebe wohnt, Erinnerungen geboren werden, Freunde immer willkommen sind, wo das Leben tanzen lernt, Träume zu den Sternen führen, Herzen füreinander schlagen und jederzeit ein Lächeln auf dich wartet.“

Die Gründer-Generation

Matthias Schaal
1818 -1893

Anna Maria Lehnertz
1816 -1886

Grundstein über der Haustür mit den Initialen von Matthias und Anna M S 1847 A L

1847 erbaute Matthias und seine Frau Anna Maria Lehnertz den Schaalenhof. Es war das zweite Haus im oberen Ortsteil von Niederhersdorf. Lediglich das „Fliejels“-Haus am Ortseingang aus Richtung Wallersheim stand schon. Niederhersdorf bestand damals aus einigen Häusern im unteren Dorf rund um die Burg und die Kirche. Der Bau des Hofes auf dem freien Gelände außerhalb des Dorfes war damals quasi eine Aussiedlung. Das Gebäude war zunächst einstöckig und bestand aus einer Küche, einer kleinen Stube, einer Kammer, dem Stall und einer Scheune. Die damalige Haustür war dort, wo sich heute das Treppenfenster befindet und führte direkt in die Küche. Von der Küche aus führte eine Tür direkt in die Stube, heutiges Büro von Berni.

Die 2. Generation Hennes und Susanne

Johann Schaal (Hennes)
1845 – 1917

Susanne Peters
1853 –  1899

Schaalenhof 1914

Um ca. 1875 übernahm Hennes, der älteste Sohn von Matthias, die Regie und erweiterte den Schaalenhof. Das Haus wurde um einen Stock erhöht. Eine neue Küche wurde dort gebaut, wo heute das Badezimmer ist, die Haustür kam an ihren jetzigen Ort. Bei der Umbaumaßnahme wurde auch der heutige Keller errichtet. Mit dem Umbau der Haustür erhielt das Haus den von den Geschwistern gewünschten “großartigen” Hausflur. Am Giebel wurde ein Schuppen erbaut.

Die 3. Generation Jannes und Katharina

Johann Schaal (Jannes)
1881 – 1936

Katharina Kolle
1889 – 1966

Schaalenhof 1935

1905 erweiterte Jannes, mein Opa, den Schaalenhof zusammen mit seinen Brüdern. 1905 wurde die untere Scheune erbaut, die heute noch fast unverändert steht.

1912 wurde das Haus und der Stall nochmals um 2 Meter aufgestockt und erreichte damit die heutige Bauhöhe. 

1923 Aus den damals drei Ställen wurde ein großer Stall errichtet. Die mittlere Tür blieb erhalten, die beiden anderen wurden zugemauert. Aus dem Kälberstall entstand die Futterküche, die später beim Umbau 1953 zur neuen Küche umgebaut wurde. Über der Futterküche und dem Kälberstall entstanden zwei Schlafzimmer, die Wände nach hinten und vorne wurden für neue Fenster durchgebrochen.

1928 erweiterte Jannes die obere Scheune und erhöhte den Heustall um einige Meter. 

Die 4. Generation Schorsch und Gerta

Georg Schaal
(Schorsch)
1919 – 2011

Gerta Reifers
1923 – 2009

1946 Noch bevor mein Vater Schorsch aus der Kriegsgefangenschaft wieder nach Hause kam, baute sein Bruder Matthes den ehemaligen Holzschuppen zum Pferdestall um.

1950  wurde das Haus erneut umgebaut. Die Küche wurde ein drittes Mal verlagert und fand damit ihren heutigen Platz im Haus.

Allgeier – der erste Trecker auf dem Schaalenhof 1951

1951  Schorsch pflanzte vor dem neuen Misthaufen und vor dem Haus die Pappeln, die jahrelang das Bild des Schaalenhofs prägten. In diesem Jahr kaufte er auch den ersten Traktor, der 30 Jahre lang auf dem Schaalenhof treue Dienste geleistet hat. Allgeier hieß das erste eiserne Pferd, 22 Pferde-Stärken, 1 Zylinder mit großem Schwungrad.

Für Schorsch war es immer wieder ein besonderes Vergnügen, wenn wieder mal junge Kerle, die oft ein großes Mundwerk hatten, auf dem Hof waren und Schorsch ihnen zur Kraftprobe mit dem Allgeier herausforderte. Den Allgeier mit der Kurbel anzuwerfen, das war die Aufgabe. Wer nach zwei schnellen Kurbel-Drehungen die heftige Kompression überwand und den Allgeier zum Tuckern brachte, erhielt von meinem Vater die Trecker-Lizenz.

1975 Allgeier beim Melken

Als der Allgeier nach ca. zwei Dekaden in die Jahre kam und jüngere, kräftigere Eisenpferde ihn von seiner Schwerstarbeit ablösten, wurde ihm ein ehrwürdiger Rentner-Job zu Teil: Auf der Weide die Melkmaschine betreiben und von Tag zu Tag mal den Melkwagen auf ein neues Plätzchen ziehen.

Ein Freudenfest für Schorsch und seinen treuen Allgeier war immer der Tag, wenn die Kühe auf eine andere Weide getrieben wurden: Vorne weg fuhr Schorsch voller Stolz auf dem Allgeier, der sich zu einem fahrenden Feuerwerk entwickelte. Dahinter wurden Kühe und Treiber in eine 100 Meter lange Qualmwolke gehüllt und im vierten Gang spuckte der Allgeier sogar Feuer aus dem Auspuff. Das war echte Romantik für Schorsch.

Die Treue des Gefährts fand jedoch in den 70er Jahren ein jähes Ende, als Schorsch vergaß im Winter das Kühlwasser abzulassen und der Motorblock riss. Für den alten, treuen Weggefährten gab es leider keine Ersatzteile mehr.

1953 wurde in der alten Küche ein Badezimmer eingerichtet. Der ehemalige Schornstein wurde von Karp-Leuten aus Schönecken abgerissen und durch den neuen Kamin im Giebel ersetzt. Im Schornstein sieht man heute noch die Jahreszahl in einem Herz eingraviert. Gleichzeitig wurde der Schuppen im Giebel ausgebaut.

1958 wurde die „jut Stuff“ (gute Stube), das heutige Esszimmer, renoviert. Eine neue Decke wurde eingezogen, der Boden komplett erneuert.

Schaalenhof 1961 nach dem Bau der Greiferanlage

1961 führte Schorsch außerdem eine der größten Modernisierungen auf dem damaligen Schaalenhof durch: Er baute eine Greiferanlage, eine für damalige Verhältnisse beeindruckende Innovation in Niederhersdorf. Die elektrische Laufkatze fuhr durch das gesamte Stallgebäude, über den Misthaufen, über das Fahrsilo bis zu den beiden Heuböden. Mit ihr wurde der Stall entmistet, die Silage in den Stall gefahren oder im Sommer das lose Heu sowie die Strohballen auf die Heuböden transportiert. Bei aller Begeisterung erinnern Berni und ich mich auch an die oft gestellte Frage beim Mittagessen: „Wer kann denn heute Nachmittag Knäpchen trecken?“ Stundenlang verbrachten wir unsere Kindheit damit, auf Anweisung von meinem Vater, die 6 Knöpfe auf dem Schaltgerät der Greiferanlage zu drücken, um Heu auf dem Heuboden zur Futterstelle zu rücken oder im Sommer die Heuballen nach oben zu transportieren.

1970 Im Winter erfolgte eine komplette Renovierung des ganzen Wohnhauses mit Einbau einer modernen Öl-Heizung. Die „gute Stube“ wanderte wieder an den Platz, wo Matthias seine erste Stube gebaut hatte. Die komplette Hausdecke über dem Erdgeschoss wurde durch eine moderne Stahlbetondecke ersetzt. Wir fanden es als Kinder sehr lustig, während der Zeit des Umbaus über eine Holzleiter nach oben in unsere Schlafzimmer zu klettern.

Bei der Renovierung kam auch so manche Überraschung zum Vorschein. Noch gut erinnern sich Berni und ich an die Begebenheit, als plötzlich ein Handwerker mit einer Pistole aus dem 1. Weltkrieg in der Küche stand, die er in einem alten Türrahmen im Schlafzimmer gefunden hatte. Die Pistole samt Munition war noch in einem sehr guten Zustand. Unser Opa hatte sie wohl nach dem 1. Weltkrieg dort versteckt. Onkel Schorsch fand es wohl nicht schlecht für angemessene Situationen eine entsprechende Bewaffnung im Haus zu halten und bewahrte die

Pistole somit jahrelang auf dem Speicher auf. Später verkaufte er sie, bevor die Kinder daran Spaß fänden. Beim Umbau 1970 wurde übrigens auch der Sandstein über der heutigen Haustür wieder freigelegt. Dem Geschichtsbewusstsein von Onkel Schorsch haben wir es zu verdanken, dass das Gründungsjahr für die Nachwelt und die amerikanischen „Roots-Forscher“ wieder sichtbar gemacht wurde.

Die 5. Generation Berni und Gabi

Bernhard Schaal
(Bauer Berni)
1965

Gabriele Thielthges
(Gabi) 1966

1987 Staffelübergabe

1987 Auch Berni hatte, wie es die Tradition will, seine eigenen Vorstellungen vom Schaalenhof. Er machte Gertas Gemüsegarten und Teile der Obstplantagen von Vater Schorsch platt und baute 1989 den neuen, großen Stall mit „Boxenlaufstall“ an der Westseite des Gebäudes. Berni führte außerdem eine computergesteuerte Fütterung ein. Berni hatte gerade den Meisterbrief gemacht und den Hof nach neusten betriebswirtschaftlichen Methoden durchgerechnet: „Die Hühner werden abgeschafft, weil ihr Deckungsbeitrag zu gering ist“. Schorsch kommentierte die revolutionären Umwälzungen seines Sohnes mit dem Satz: 

„Die Romantik am Stall as am Orsch.“

Schaalenhof 1990

1994 Umbau des alten Fahrsilos zu einem Kälberstall und Erweiterung des Stalls um Liegeboxen.

2001 Umbau der Küche

2002 Erweiterung des neuen Stalls und Bau des neuen „Melkzentrums“ mit Stereoanlage im Westgiebel. Empirische Forschungen von Berni hatten ergeben, dass die Kühe bei Pop-Musik mehr Milch geben und die gute Laune des Melkers sich sehr beruhigend auf die Kühe auswirke. Leider hatte auch dieser Stallausbau ein weiteres Schrumpfen von Onkel Schorschs Obstplantagen zur Folge. Außerdem meint Berni’s Frau Gabi:

“Der Stall ist jetzt groß genug, bei mehr als 100 Kühen gehe ich“

Bernis Lehrstunde:

Bernis Lehrstunde: “Wie aus Gras Milch wird”

2009 wurde das Dach des Schaalenhofes von der Gebrüder Schaal GbR in ein modernes Solar-Kraftwerk umgewandelt. Die Erlöse der GbR wurden regelmäßig in gemeinsame Städteurlaube und Freizeitaktivitäten der Familie investiert. Seitdem firmiert die Gesellschaft bei den Kindern unter dem Namen „Spiel- und Spaß GbR“.

2012 Das 1995 neugebaute Elternhaus wird von Berni und Gabi in eine moderne Ferienwohnung umgebaut, die vielen Familien mit kleinen Kindern erlebnis- reiche Urlaube auf dem Bauernhof bescheren. Regelmäßig bietet Bauer Berni auch lehrreiche Weiterbildungsveranstaltungen für Kinder und Erwachsene zum Thema „Wie wird aus Gras Milch?“ an.

Der Schaalenhof wahrt damit weiterhin seine sehr schöne Tradition, Familien und Verwandten einen Ort der Begegnung, Geselligkeit und Unterhaltung zu bieten.