- Anna Maria, Schwester Wennefrieda
- Johann Schaal (Jannes) mein Opa
- Matthias Schaal in Nimshuscheid
- Katharina Schaal, ledig in Niederhersdorf
- Heinrich Schaal, Kriminalkommissar in Münster
- Anna Schaal, (Tant Änn), ledig in Niederhersdorf
- Nikolaus Schaal (Großer Nikla), im 1. Weltkrieg gefallen
- Susanna Schaal, Niederhersdorf
- Nikolaus Schaal (Kleiner Nikla), Priester in Albuquerque, New Mexiko USA
“Photoshopen” anno 1912
- Meine Urgroßmutter Susanna Peters war zu dem Zeitpunkt leider schon lange tot, sie starb 1899, als der kleine Nikolaus gerade mal anderthalb Jahre alt war. Für das Foto saß eine andere Person neben Urgroßopa Hennes und der Fotograph hat nachher einfach ihren Kopf in das Foto montiert.
- Der große Nikolaus, hinten rechts war zu diesem Zeitpunkt beim Militär in Koblenz, ebenfalls “gephotoshoped”, wir man heute sagen würde.
- Schwester Wennefrieda wurde ebenfalls “ins Bild” gesetzt.
ANNA MARIA IN KÖLN-NIPPES (SCHWESTER WENEFRIEDA)
OPA JOHANN (JANNES) und OMA KATHARINA KOLLE
Der nächste Johann Schaal, mein Opa, erbte den Namen seines Vaters. Um Verwechslungen mit dem Senior zu vermeiden, wurde der Junior zeitlebens „Jannes“, genannt. Er wurde am 12. Oktober 1881 geboren und übernahm als ältester Sohn ca. 1912 das Regiment auf dem Schaalenhof, wieder daran zu erkennen, dass Haus und Stall deutlich um zwei Meter aufgestockt wurden. Der erste Weltkrieg brach im Sommer 1914 aus und Opa Jannes musste mit drei weiteren Brüdern in den Krieg ziehen. Er kam ohne große Verletzungen 1917 zurück.
Knigge kommt zum Schaalenhof
Noch vor Ende des 1. Weltkrieges heiratete er am 16. Januar 1918 Katharina Kolle aus Nimshuscheid. Unsere Oma war vor und während des Krieges 8 Jahre lang als Haushaltshilfe im Gasthof Henkes (später Gasthaus Frink) in Wetteldorf, dem heutigen Schönecken, tätig. Man erzählt, die Familie Henkes hatte das erste Haus am Platz in Wetteldorf und zählte sich zur Oberschicht im Dorf. Schorsch bemerkte stolz, sie habe dort sehr viele edle Leute aus Köln kennengelernt und einige Regeln aus dem Knigge mit auf den Schaalenhof gebracht.
Ein knappes Jahr nach der Hochzeit kam Onkel Matthes auf die Welt. In den nächsten 10 Jahren gab es fast jedes Jahr Nachwuchs. Zwei Kinder starben sehr früh, außer Tante Gretchen wurden alle anderen 7 Geschwister weit über 80 Jahre alt, keine schlechten Gene, die sie an unsere Generation vererbt haben.
Onkel Adam, der Retter in der Not
Leider erkrankte Opa Jannes Anfang der 30er Jahre sehr früh an Schüttellähmung und lag mehrere Jahre pflegebedürftig im Bett. Die Familie war arm, sie hatten kein Geld für eine teure medizinische Behandlung. Für die beiden Jungs, Matthes und Schorsch war es eine sehr schwere Zeit. „Wir mussten häufig bei ihm im Zimmer übernachten, und seine Schmerzen und sein Gejammer hautnah miterleben“, erzählte mein Vater. Unser Opa verstarb nach langer Krankheit am 24. April 1936. Den Tod empfanden alle nach der schlimmen Zeit als eine Erlösung für die ganze Familie. Dennoch stellte sein früher Tod Oma Katharina mit ihren sieben noch minderjährigen Kindern vor eine große Herausforderung. Mein Onkel Matthes, 17 Jahre und mein Vater, damals 16 Jahre, standen nun mit ihrer Mutter und 5 kleineren Schwestern allein da und mussten sehr früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wie unser ältester Cousin Manfred erzählte, gelang ihr die Fortführung des Hofes am Ende nur durch Einbindung ihres Bruders Adam aus Nimshuscheid.
„Dieser war in den Jahren vor und während des 2. Weltkrieges sozusagen der Bauer in Charge. Noch bevor die beiden Söhne Matthias und Schorsch volljährig waren, brach 1939 der 2. Weltkrieg aus. Da die Familie Schaal sehr katholisch ausgerichtet war und mit der Nazipartei nicht fraternisierte, hatte sie keine Chance auf Freistellung einer der beiden Söhne vom Kriegsdienst. Stattdessen war die damals staatstragende Partei bemüht, verdiente Parteimitglieder in solche Höfe einzubringen. Nur dank dem unermüdlichen Einsatz von Onkel Adam war es möglich, diese Situation zu vermeiden. Das Management des Schaalenhofs musste somit während des gesamten 2. Weltkriegs ohne die beiden Söhne erledigt werden. Eine große Herausforderung, die den damaligen Akteuren, sowohl der Großmutter Katharina, dem Onkel Adam, der Tante Anna als auch den heranwachsenden Kindern sehr viel abverlangte und heute im Rückblick unsere besondere Wertschätzung gebührt.“
Oma Katharina lebte noch lange auf dem Schaalenhof und genoß dort den Lebensabend nach einem sehr anstrengenden Leben. Kurz nach der Geburt von Berni Schaal verstarb sie am 27. Januar 1966 in Prüm im Krankenhaus.
KATHARINA SCHAAL IN NIEDERHERSDORF (TANT KÄTH)
Tante Käth, geboren 1886 lebte als Junggesellin auf dem Schaalenhof und starb sehr früh noch vor meinem Opa am 10. März 1931
HEINRICH SCHAAL und HELENE JANNING IN MÜNSTER
Onkel Heenrich, wie die Eifler ihn immer nannten, gehörte zu den Schaals, die sich deutlich mehr als eine Pferdestunde vom Stammhaus entfernt niederließen. Er fand sein Lebensglück im Münsterland. Heinrich wurde als dritter Sohn am 28. Januar 1888 auf dem Schaalenhof geboren, machte seine Ausbildung bei der Polizei und arbeitete als Kriminalbeamter in Münster. Dort heiratete er Helene Janning aus Pentrup.
Anti-Nazi mit Rückgrat
Mein Vater erzählte viel von seinem Lieblingsonkel Heinrich, er war sehr beeindruckt von seinem politischen Sachverstand und seiner antinational-sozialistischen Gesinnung. Wie ein Fels in der Brandung trotzte er den Nazis und überstand die vielen Repressalien durch die Gestapo in der Nazizeit. Eine spannende Geschichte dazu habe ich aus einem Interview mit Onkel Josef [8] über die Nazizeit entnommen:
Wie Heinrich die Gestapo linkte
Heinrichs Sohn Josef ging 1934 auf das katholische Paulinum Gymnasium in Münster und wie es für die meisten Jungs aus katholischen Familien üblich war, trat er dem Bund Neudeutschland (ND) bei, ein nach dem Ersten Weltkrieg gegründeter Verband der katholischen Jugendbewegung. Der ND stand damals schon unter strenger Beobachtung der Nazis. Heinrich war der ND Bewegung wohl gesonnen, allerdings durfte der Beitritt seines Sohnes nicht öffentlich werden, denn es hätte damals das Ende seiner Karriere bedeuten können. So schickte Heinrich seinen Josef zur Tarnung gleichzeitig zur Hitlerjugend, dem DJ (Deutschen Jungvolk). Die NDler trafen sich damals regelmäßig in einem ND Heim.
Onkel Josef erzählte: „Eines Tages stellten wir auf dem Heimweg von der Schule mit Entsetzen fest, dass die Gestapo das Heim beschlagnahmt und alle Möbel konfisziert hatte. Was wir aber nicht wussten, mein Vater hatte am Tag zuvor über seine Kripo-Kontakte zur Gestapo von der bevorstehenden Räumung erfahren und daraufhin ältere NDler benachrichtigt hatte. Einer von diesen besaß einen Lastwagen mit dem sie in der Nacht zum Heim fuhren und alle Möbel, Wandverkleidungen, Türen, Fenstergriffe, Unterputzleitungen, schlicht alles, was wertvoll war vor der Gestapo in Sicherheit brachten. Der Zorn der Gestapo war groß, als sie morgens anrückte und das Heim als eine Ruine vorfanden.“
Gott sei Dank fand die Gestapo niemals heraus, wer die Räumung veranlasst hatte. Es sollte nicht die letzte Schikane sein, der sich Heinrich und seine Familie in den nächsten Jahren ausgesetzt sah. Als der Krieg zu Ende war, wurden alle Gestapo-Leute, Kriminalbeamte, Polizeibeamte usw. in den unbezahlten Ruhestand versetzt oder in ein Lager gesteckt.
Vorbild für die Nachkriegsgeneration
Der Kirche in Münster und insbesondere Bischof Clemens August waren die Geheimaktivitäten von Onkel Heinrich für die katholische Kirche wohl bekannt und so setzte er sich dafür ein, dass Heinrich als erster Kriminalbeamter in Münster wieder seine Dienstbezüge erhielt, damals eine große Hilfe für die Schaal-Familie in Münster. Onkel Heinrich ist für uns als Nachkriegsgeneration ein großartiges Vorbild, wie man trotz Repressalien und Karrierenachteilen seiner politischen Gesinnung treu bleibt und sich mit Mut und Klugheit einer politisch verabscheuungswürdigen Bewegung entgegenstellt.
Nach dem Krieg reiste Heinrich mit Helene noch einige Male nach Niederhersdorf. Am 17. August 1957 verstarb er in Münster. Wie der liebe Gott es wollte, war sein Bruder Nikla zu der Zeit aus den USA nach Deutschland gereist und konnte ihn vor seinem Tod noch einmal besuchen.
ANNA SCHAAL (TANT ÄNN) IN NIEDERHERSDORF Bruder Heinrich am 1. April 1957 in Niederhersdorf.
Anna, oder wie alle sie in Hersdorf nannten „Tant Änn“ war die gute und fromme Seele vom Schaalenhof. Nach dem frühen Tod unseres Opas stand sie ihrer Schwägerin in den schweren Kriegsjahren immer zur Seite und lebte zeitlebens als Junggesellin auf dem Hof. Geboren wurde Tante Anna am 16. März 1890, sie starb einige Monate vor ihremNIKOLAUS SCHAAL (GROSSER NIKLA)
Nikolaus geboren 1882, auch der „Große Nikla“ genannt, war der 4. Sohn von Hannes und Susanna. Er ging bereits 1911 zum Militärdienst nach Koblenz und war ab der ersten Stunde im Frankreichfeldzug im Sommer 1914 dabei. Am 10. Oktober 1915 erlag Nikla seinen schweren Verletzungen, die er an der erbittert umkämpften französischen Front erlitten hatte.
Wir können uns heute kaum noch vorstellen, was es für eine Familie bedeutete, wenn 4 Söhne gleichzeitig zum Militärdienst im ersten Weltkrieg einberufen wurden. Während Onkel Heinrich, Onkel Matthias und Opa Jannes den Krieg überlebten, so musste die Familie den Verlust von einem Sohn beklagen. Bemerkenswert ist ein persönlicher Beileids-Brief, den sein Oberleutnant Rahne an die Familie schickte. Der Oberleutnant schien ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis zu Nikolaus gepflegt zu haben.
SUSANNA SCHAAL IN NIEDERHERSDORF
Susanna wurde am 24.02.1896 geboren und war die jüngste Tochter. Sie verstarb während des Krieges am 5. Mai 1916 sehr jung und unverheiratet nach einer Operation im Krankenhaus in Köln.
NIKOLAUS IN ALBUQUERQUE (KLEINER NIKLA)
Der „kleine Nikla“ war ein ganz Großer aus der Familie Schaal. Am 14. Oktober 1897 wurde Onkel Nikolaus als 9. Kind von Johann und Susanna Peters in Niederhersdorf geboren. Er ist wohl einer der berühmtesten Schaals in unserer Ahnentafel.
“Er sei zu dumm gewesen”
Wie Cousin Manfred zu berichten weiß, war Onkel Nikla, wie unsere Eltern ihn nannten, auserkoren, eine kirchliche Karriere als Pfarrer zu machen. Aus diesem Grunde hatte man ihm den Besuch des Gymnasiums ermöglicht. Jedoch plagten ihn größte Schwierigkeiten mit der lateinischen Sprache. Da damals die Messe noch auf Latein gelesen wurde, war die Familie wohl der Meinung, dass der beste Nachhilfelehrer der örtliche Pfarrer, Pastor Berg, aus Schönecken sei. Nikolaus besuchte ihn regelmäßig und lernte bei den Zusammentreffen mit dem Pfarrer und dessen Freunden trefflich das Kartenspiel, aber die lateinische Sprache blieb nach wie vor auf der Strecke. Tante Margret erzählte uns, er habe sich dann zunächst bei einem Orden in Hiltrup bei Münster für die Oberstufe beworben und dort auch ein paar Probe-Monate verbracht. Er wurde aber nicht angenommen. „Er sei zu dumm gewesen“ kommentierte sein Volksschullehrer Gieres aus Niederhersdorf.
Zum Auslandsaufenthalt in die USA
Die Jüngeren unter Euch werden staunen. Schon damals gab es die Idee eines Auslandsaufenthalts während der Schulzeit in den USA, allerdings für Nikla mit unbekanntem Rückreisedatum:
Es war die ältere Schwester Anna, die eine Anzeige eines Ordens in den USA fand, bei der sich angehende Gymnasiasten bewerben konnten. Der Orden versprach, die erzieherische Verpflichtung für den Schüler zu übernehmen, ihm eine gymnasiale Laufbahn zu ermöglichen und ihn später in der Theologie auszubilden. Pastor Berg aus Schönecken befürwortete seine Ausreise in die USA und half die Familie zu überzeugen. So fand sich unser Nikolaus im Oktober 1913 im Alter von 16 Jahren in der Eisenbahn nach Bremen und von dort mit dem Schiff in die USA, wo er in Brukessville, Ohio im christlichen Orden „Precious Blood Fathers“ eintrat. Im September 1914 wurde er vom St. Joseph’s College in Renesselaer, Indiana aufgenommen, wo er seine gymnasiale Erziehung erfuhr und im Juni 1920 mit dem Abitur abschloss. Im gleichen Jahr begann er sein Hochschulstudium für Theologie am St. Charles Seminary in Carthagena, Ohio. In den USA war er ein außerordentlich kluger Schüler und ein noch besserer Student.
Ein bewegendes Zeugnis aus dieser Zeit, das ich in Vater Familien-Dokumenten fand, ist ein Oster-Gruß von 1916, den Onkel Nikla an seinen Bruder Johann, meinen Opa schickte. Die Vorderseite zeigt den jungen Studenten in Ohio. Im Text wird deutlich, dass Onkel Nikla sich große Sorgen um seinen ältesten Bruder Johann machte, der mit seinen zwei anderen noch lebenden Brüdern (sein älterer Bruder Nikla war 6 Monate zuvor gefallen), weiter unter dem 1. Weltkrieg litt. Ein Schicksal, dem er durch seine mutige Auswanderung in die USA entgangen war.
Seekrank in die Eifel
Am 16. Mai 1926 wurde Onkel Nikla im St. Charles-Seminar in Cartagena, Ohio zum Priester geweiht. Kurz danach kehrte der stolze Sohn zum ersten Mal nach 13 Jahren zurück nach Niederhersdorf, um mit seiner Familie, Verwandten und Bekannten seine Primiz zu feiern. Als Primiz bezeichnet man die erste, von einem katholischen Priester als Haupt-Zelebrant gefeierte heilige Messe. Er kam mit dem Schiff nach Europa, wie sich später herausstellte, eine qualvolle Reise, da er seekrank wurde und wohl erbärmlich gelitten hatte. Er schwor sich, nie wieder mit dem Schiff zu reisen. Die Reise aber hatte sich immerhin gelohnt.
Die Nachbarschaft holte ihn bereits mit festlich geschmückten Fahrrädern am Bahnhof in Mürlenbach ab. Das ganze Dorf hatte sich herausgeputzt, das Elternhaus war festlich geschmückt für eines der größten Feste, das Niederhersdorf bisher erlebt hatte. Sein erstes heiliges Messopfer wurde feierlich in der Pfarrkirche zu Wetteldorf am 4. Juli 1926 begannen. Anschließend wurde mit rund 80 geladenen Gästen gefeiert. Das berühmte Foto vor dem Elternhaus bezeugt das großartige Schaalenfest zu Ehren von Großonkel Nikolaus.
“Er war jetzt ein echter Amerikaner”
Nach seiner Rückkehr arbeitete Onkel Nikla ab 1926 zunächst weiter für seinen Orden “Kostbares Blut” in Detroit-Michigan. Bereits während seiner Studentenzeit war er im damaligen Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ wirtschaftlich so erfolgreich, dass er sich von der Ordensverpflichtung „freikaufen“ konnte. Dies ermöglichte es ihm in den normalen kirchlichen Dienst einzutreten. Meine Tante Margret, die später als Haushälterin bei ihm wohnte berichtete uns außerdem, dass Onkel Nikla sich 1927 eine Pistole kaufte. „Er war jetzt ein echter Amerikaner“.
Frontierland New Mexiko
Aus dem kalten Detroit kommend war es ihm wichtig, in das damals noch richtige Frontierland New Mexiko zu gehen. So zog es ihn 1931 nach Raton im Nordwesten New Mexikos, um eine Indianer-Pfarrei, die zu Santa Fee gehörte, zu betreuen. 13 Jahre lang blieb er dort.
“Ein Eifeler mit amerikanischem Optimismus und Unternehmergeist”
Anschließend bewarb er sich für ein nahe von Albuquerque gelegenes Indianerreservat mit dem Namen Isleta. Isleta Pueblo war damals die größte indianische Stadt der Vereinigten Staaten. Dort wurde er als Pfarrer beschäftigt und verbrachte 11 Jahre, bis er in den Ruhestand ging. Seine Pfarrkinder waren zur Hälfte Indianer, zur Hälfte Amerikaner.
Unternehmerisch veranlagt, gründete er zusammen mit den Indianern im Reservat eine landwirtschaftliche Kooperative, die zur Hälfte ihm gehörte. Wie später bei einer Reise nach Deutschland ein Eifeler Kolumnist schrieb: „Seine gediegene Eifeler Art verbunden mit amerikanischem Optimismus und Unternehmergeist machen ihn zu einem tüchtigen Seelsorger, auf den seine Heimat stolz sein kann. Er versteht es, seine Indianer nicht nur zu guten Christen heranzubilden, sondern auch zu ordentlichen Bauern, die er auf eigener Farm mit zeitgemäßer Bewirtschaftung vertraut machte“.
Südlich von Isleta im Ort Los Lumos erbaute er eine neue Kirche “San Clemente“ in Los Lumos. Die Kirche trägt eine Aufschrift mit seinem Namen.
Weltreise und erneute Rückkehr in die Heimat
Es sollte 24 Jahre dauern, bis Onkel Nikla sich dazu entschied wieder nach Europa zu reisen. Diesmal aber mit dem Flugzeug. Der 2. Weltkrieg und seine Erfahrungen mit der Seekrankheit hatten ihn bis 1950 warten lassen. Onkel Nikla hatte sich inzwischen zu einem sehr aufgeschlossenen und global denkenden Schaal entwickelt. Er entschloss sich zu einer Weltreise, die ihn über Hawaii, Japan, die Philippinen, China, Thailand, Indien, Pakistan, Irak, Syrien, Transjordanien, Palästina, Ägypten, Libanon, Zypern, Türkei, Griechenland, Italien, die Schweiz, Frankreich und nach Deutschland führte. Er hatte ein modernes Tonbandgerät auf seine Reise mitgenommen und nahm in allen Ländern Lieder und Stimmen auf. Seine Aufnahmebänder schickte er nach Amerika, wo allwöchentlich der Rundfunk seine Reiseberichte ausstrahlte. Am Pfingstsonntag 1950 traf er in Niederhersdorf ein, wo das Dorf ihm einen herzlichen Empfang bot. Der Kirchenchor sang sein Lieblingslied „Im schönsten Wiesengrunde“ und viele andere Heimatlieder, die er auf seinem Tonband festhielt und nach Amerika schickte.
„A recording which cannot be bought for $1.000,000 will be heard free of charge on Palm Sunday in the University of New Mexiko; Mexico’s Student Union Building.
That’s the amount the Town Council of Oberammeragau was offered in 1950 by an American national network for permission to take recordings of the world-famous Passion Play which the network wanted for a national broadcast. The Bavarian burgomeister, in keeping with a ban placed on commercializing the sacred drama, refused the offer. At Isleta Pueblo, Father Nicholas Schaal of the St. Augustine Mission, has in his possession three ape recordings of the Oberammergau Passion Play which he has been induced to play for the public on Palm Sunday. When asked how he managed to overcome the centuries-long ban, Father Schaal simply replied, “I did not offer money.” In his study in the rectory at Isleta Pueblo, Father Schaal selected approximately 30 of some thousands of color slides of the Bavarian mountainside country, the village of Oberammeragau and of the villagers who take parts in the drama. The slides were volunteered by a student in the history department.“
1 Million Dollar für die Übertragungsrechte
Unter anderem besuchte er 1950 auch die Passionsspiele in Oberammergau, die schon damals weltberühmt waren. Ein amerikanischer Radiosender soll 1 Million Dollar für die Übertragungsrechte geboten haben, das Angebot wurde aber vom Bürgermeister abgelehnt mit Verweis auf die Jahrhunderte alte Tradition, keine Aufnahmen der Festspiele zu verbreiten. Onkel Nikla schaffte es aber, mit seinem kleinen Gerät eine Aufnahme zu machen und spielte sie später kostenfrei Studenten an der Universität in Albuquerque vor. Auf die Frage, wie er es denn geschafft habe, eine Genehmigung für die Aufnahme zu erhalten, antwortete er kurz und bündig: „Ich habe kein Geld geboten.“
Im Internet findet sich dazu ein Artikel aus dem Albuquerque Journal von 1952. [7]
Onkel Nikla und seine Haushälterinnen
Seine Familienverbundenheit auch nach der Auswanderung in die USA hat Onkel Nikla unter anderem dadurch dokumentiert, dass er seine kleine Cousine, Tante Mary, aus Minnesota als seine Haushälterin nach Isleta holte. Tante Mary war die Enkelin von Gerhard Schaal, der 1886 ausgewandert war. Tante Mary ging Anfang der 50er Jahre in Rente und lebte danach noch weitere 30 aktive Jahre.
Als Nikla 1954 wieder zu Besuch nach Deutschland kam, konnte er nun Tante Margret dazu bewegen, mit ihm nach Isleta zu gehen und Tante Marys Aufgaben in seinem Pfarrhaushalt in der Indianerreservation zu übernehmen.
Sechs Wochen nach Margret’s Ankunft erlitt Onkel Nikla einen Schlaganfall, von dem er sich nur sehr langsam erholte. Am 1. Juli 1955 ging er im Alter von 58 Jahren in Pension. Als er seinen Dienst im Indianerreservat einstellte, verkaufte er seine 50% der Kooperative, um sich davon ein schönes Häuschen im indianischen Adobe Stil in der Dakota SE 708 in Albuquerque zu kaufen.
Mit dem legendären Oldsmobil durch die Eifel
1957 reiste er zusammen mit Tante Margret von Juli bis November wieder nach Deutschland. Im April war seine Schwester Tante Änn gestorben. Er hatte Tante Margret kein Rückfahrticket gekauft, denn sie sollte frei entscheiden, ob sie wieder mit ihm in die USA zurückgehen wollte. In dieser Zeit unternahm er auch die berühmten Fahrten mit dem „Oldsmobil“, einem beeindruckenden amerikanischen Schlitten, den er bei den Amerikanern auf der Airbase in Bit- burg erstanden hatte und jeden Eifler zum Erstaunen brachte. Schon damals schmückte der stolze Besitzer eines Wagens das Bild sehr gerne mit attraktiven Frauen, auf unserem Bild mit seinen Nichten Tante Gretchen und Tante Margret.
Mein Vater schwärmte oft von der beeindruckenden Fahrt nach Münster, die er zusammen mit ihm und meiner Mutter anlässlich der Beerdigung von Niklas Bruder Heinrich im August unternahmen: „Brrum Brrum, machte es und dann ging das Ding ab wie eine Rakete!“
Margret entschied sich nach dem Aufenthalt für ihre Rückreise nach Amerika, spätestens ab dem Zeitpunkt hatte sie den Geist der Amerikaner schätzen gelernt und wurde von ihren Geschwistern nur noch „Unsere Miss“ genannt.
Letzte Rückkehr nach Deutschland
1959 kehrte Onkel Nikla noch ein letztes Mal in seine Heimat zurück, diesmal ohne Tante Margret. Er ging zur Kur nach Ambach. Nach seiner Rückkehr nach Albuquerque diagnostizierte sein Arzt im Dezember 1960 Lungenkrebs. “Er hatte keinen Appetit mehr”, erzählte uns Tante Margret über die letzten Monate seines Lebens bei unserem Besuch bei ihr im Jahr 1991. Im Februar 1961 ging er ins Krankenhaus. “Es ging ihm schon sehr schlecht”. Am 28. April verstarb der kleine, ganz Große Nikla in Albuquerque.