Der Name Urban leitet sich aus dem gleich lautenden Rufnamen lateinischen Ursprungs ab. Den Namen Urban(us) trugen z.B. mehrere Päpste. Der Familienname geht zurück auf einen römischen Beinamen (lat. urbanus >zur Stadt [Rom] gehörend; fein gebildet; weltmännisch; Städter<). Für die Ausbreitung des Namens im Mittelalter war vor allem die Verehrung des heiligen Papstes Urban I. (3. Jh.) entscheidend, der besonders in Süddeutschland und Tirol als Patron des Weinbaus bekannt ist. Aus slawischen Ableitungen von Urban sind Familiennamen wie Urbane(c)k, Urbaniak, Urbanik, Urbanski entstanden.
Stephan Urban und Julie Susanne Krause
Stephan und Julie sind meine Urgroßeltern mütterlicherseits. Stephan wurde am 25. Dezember 1855 einen Tag vor seinem Namenstag in Zempelburg, damals Westpreußen geboren. Der Ort heißt im heutigen Polen Sępólno Krajeńskie. Stephan war von Beruf Modelltischler. Gestorben ist er am 24. Februar 1925 in Halle. Wie er nach Halle kam, wissen wir nicht.
Seine Frau Julie stammt aus Rybnik, Oberschlesien, wo sie am 13. Februar 1858 das Licht der Welt erblickte. Ihr Vater hieß Ludwig Krause und ihre Mutter hatte den klangvollen Namen Theresia Abendrot.
Die Familie hatte sechs Kinder:
- Franz (Lehrer in Eisleben, 7 Kinder)
- Karl (Vater von Therese Luntscher, gen. Bärbel),
- Elisabeth (Lehrerin, unverheiratet)
- Mariechen (führte Elisabeth den Haushalt)
- Erich Georg, mit 3 Jahren verstorben
- Josef Heinrich, Vater meiner Mutter Hildegunde.
Josef Heinrich Urban
Mein Großvater Josef Heinrich Urban wurde am 13.4.1899 in Halle an der Saale geboren. Er war der jüngste von 6 Kindern. Nach der Volksschule besuchte er die sog. Präparandenanstalt und dann das Lehrerseminar. Das war eine Möglichkeit, Lehrer zu werden ohne teures Studium.
Junger Lehrer beim Bohrtrupp
Am Ende des ersten Weltkrieges wurde er noch zum Militär eingezogen. Nach dem Kriege gab es keine Stellen für junge Lehrer, so dass er beim Tiefbau in einem Bohrtrupp körperlich schwer arbeiten musste, was ihm überhaupt nicht lag. Wahrscheinlich hat er sich in dieser Zeit eine Herzneurose zugezogen, die vielleicht den Grund legte für seinen frühen Tod.
Der verkappte Demokrat
Heinrich war allerdings auch Zeit seines Lebens ein sehr starker Raucher, er qualmte zum Ärger seiner Frau bis zu sechzig Zigaretten am Tag. Mein Großvater scheint Anfang des Krieges noch in die NSDAP eingetreten zu sein, obwohl er kein Freund der Nazis war. Meine Mutter erzählte, dass er sich seinen Kindern gegenüber natürlich nicht so deutlich dazu geäußert habe. Seine Kinder hätten sich ja verplappern und ihn verraten können. Als meine Mutter nach dem Kriege studieren wollte, war seine Parteimitgliedschaft ein großes Handicap für ihre Bewerbung. Sie reiste zu verschiedenen Geistlichen und früheren Kollegen, die über seine Anti-Nazi-Gesinnung so positive schriftliche Aussagen machten, dass sie offensichtlich die Zulassungskommission überzeugte und zum Studium zugelassen wurde.
Möbliertes Zimmer in der Lutherstadt
Im Jahre 1938 lösten die Nationalsozialisten alle katholischen Schulen auf. Mein Großvater wurde in die Lutherstadt Wittenberg versetzt. Dort war es schwierig, eine entsprechend große Wohnung zu finden, deshalb nahm er in Wittenberg ein möbliertes Zimmer und kam nur an den Wochenenden nach Hause. Dort gab es dann auch noch eine Menge zu tun. Meine Mutter erzählte wie sie ihn noch vor sich sah, wie er in der Küche saß und Schuhe besohlte! Bei der dauernden Fahrerei zog er sich eine schwere Grippe zu, die einen Herzklappenfehler zur Folge hatte. Als die Familie Ende 1938 nach Wittenberg nachzog, war mein Großvater ihrer Erinnerung nach schon krank.
Ungeplante Baugrube
Die Großeltern kauften am Stadtrand von Wittenberg ein ca. 1000 Quadratmeter großes Grundstück, das sie zunächst als Garten nutzten. Der Kriegsausbruch verhinderte dann den Bau eines Eigenheimes. Da wo es hätte stehen sollen, schlug später eine Bombe ein und riss einen Riesenkrater, quasi eine ungeplante Baugrube. Nach ihrem Wegzug verpachtete die Großmutter das Grundstück als Gartenland. Später verzichteten meine Tante Marianne und meine Mutter, die inzwischen beide im Westen wohnten, auf ihre Anteile zugunsten von Leni, die im Osten geblieben war. Leni hatte das Grundstück auf ihre Tochter Claudia überschrieben. Aber das Grundstück wird immer noch als Garten genutzt. Mit dem Elternhaus meiner Großmutter in Zipsendorf ist es genauso gegangen. Es wurde von Leni verkauft.
Mein Großvater wurde immer kränker. Er bekam Strophantinspritzen, nach denen sich seine Lippen blau verfärbten und starker Schüttelfrost auftrat. Meiner Mutter machte das Angst und sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Auch eine Kur in Bad Altheide half nicht mehr. In der Nacht zum 10.10.1943 verstarb er in Wittenberg an einem Herzschlag.